Vorsicht: Spoiler! Bitte nur lesen, wenn du bereits am Ende des Buchs angekommen bist und den Epilog nicht verstehst :-O
Wie, das soll alles nur ein Traum gewesen sein? Ich bin mit dem Epilog ein sehr hohes Wagnis eingegangen, aber mir war er eine Herzensangelegenheit.
Für diejenigen, die ihn nicht verstanden haben, möchte ich meine Intention erklären (auf keinen Fall wollte ich die Lesenden veräppeln, allenfalls mich selber ein bisschen auf die Schippe
nehmen).
Einer der Gründe dafür war tatsächlich, dass alle weiterleben dürfen. Durch die Vielzahl guter Regiokrimis sind ganze Landstriche bereits völlig entvölkert. Allein der von mir sehr geschätzte Jacques Berndorf (ohne den ich nie einen Regiokrimi geschrieben hätte), hat die halbe Eifel gemeuchelt. Und ich bin ein friedliebender Mensch, zu viel rohe Gewalt liegt mir nicht. Ich brauche den Kater noch und den Holländer vielleicht auch. Ich will keine Babys im Ärmelkanal ertrinken sehen. Die Realität ist schrecklich und grausam genug.
Und dann habe ich tatsächlich Passagen dieses Krimis geträumt. (Mein Mann sagt ja, ich solle lieber mal die richtigen Zahlen im Lotto träumen.)
Worin unterscheiden sich Fiktion und Traum? Die Fiktion ist ein bewusster Prozess, ich erzähle Dinge, die ich mir ausgedacht habe. Der Traum kommt zu mir, ohne dass ich es beeinflussen kann. Das war während des Schreibprozesses oft so, dass mich der Stoff gefunden hat. So habe ich *zufällig* ein Video über diese Graffitis in Sainte-Marie-du-Mont gefunden, und zwar genau an dem Tag, als ich meine Protagonisten da hingeschickt habe. Die Frau in der Kuppel der Kirche ist real, und doch ist es ein Zufall, ein Tagtraum, was auch immer, der mich da hat hingeführt hat.
Träumen und Schreiben – mit diesem Thema haben sich schon viele kluge Köpfe auseinandergesetzt. Barbara Frischmuth schreibt beispielsweise: „Literatur und Traum gehören uranfänglich zusammen. Vielleicht war die erste Erzählung überhaupt der Versuch, einen Traum zu erzählen.“ (Zitiert nach: Traum der Literatur - Literatur des Traums. Münchener PoetikVorlesungen. Salzburg: Residenz, 1991. )
Ich hätte ein schlaues Nachwort schreiben können, aber ich wollte einfach mit dem aufhören, mit dem ich angefangen hatte. Am Anfang ist ein Traum. Am Schluss ist ein Traum. Was ist die Realität? Das soll jede Leserin und jeder Leser für sich entscheiden (dürfen).